Roni Horn. Give Me Paradox or Give Me Death

– 11.08.2024
  1. März – 11. August 2024
    Roni Horn. Give Me Paradox or Give Me Death

Give Me Paradox or Give Me Death ist eine umfangreiche Einzelausstellung der einflussreichen US-amerikanischen Künstlerin Roni Horn mit über einhundert Werken, die von den Anfängen ihrer künstlerischen Tätigkeit bis heute reichen.

Roni Horns Werk reicht von Fotografie über Zeichnung und Künstlerbuch bis hin zu Skulptur und Installation. Hinter dieser Offenheit steht das Verständnis der Künstlerin, das Alles in der Welt wandelbar ist und sich keiner festen Zuschreibung unterordnen lässt. Die Ausstellung im Museum Ludwig betrachtet diese Idee anhand von drei wiederkehrenden Themen in Horns Schaffen: Natur, Identität und Sprache.

Der Titel der Ausstellung geht auf ein Zitat von Patrick Henry zurück, einem Vertreter der amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung im 18. Jahrhundert. Er beendete eine Rede mit den Worten: „Gebt mir Freiheit oder den Tod!“ Dabei interessiert sich Roni Horn nicht so sehr für den Zusammenhang des Originalzitats, sondern mehr für dessen bildhafte Kraft. Sie übernimmt die Struktur von Henrys bekanntem Ausspruch, tauscht jedoch „Freiheit“ gegen „Paradox“ aus und setzt die beiden Begriffe und ihre Bedeutungen damit gleich. Für sie ist das Paradox der Zugang zur Mehrdeutigkeit; ein Zustand, in dem die Dinge ihre Gegensätze enthalten können.

Am Eingang zur Ausstellung werden die Besucher*innen von This is Me, This is You (1997–2000) begrüßt. Auf zwei einander gegenüberliegenden Wänden werden jeweils achtundvierzig gerahmte Fotografien präsentiert, die die Nichte der Künstlerin in ihrer Jugend zeigen. Die Porträts wurden im Verlauf von zwei Jahren aufgenommen. Jedes Foto hat ein Pendant auf der gegenüberliegenden Wand, das sich nur durch minimale, in Bruchteilen von Sekunden aufgetretene Veränderungen unterscheidet. 1989 erläuterte Horn in einem Interview: „Die Paarform verweigert sich durch die Bedingung, doppelt zu sein, aktiv der Möglichkeit, als ein Ding an sich erfahren zu werden.“ Der Einsatz von Doppelungen und Paaren trägt auch Horns Überzeugung Rechnung, dass Identität fließend sei.

Yilmaz Dziewior, Kurator der Ausstellung, kommentiert: „Lange bevor Begriffe wie ‚genderqueer‘ oder ‚nonbinär‘ in den öffentlichen Diskurs gelangten, untersuchte Roni Horn bereits fluide Darstellungen von Gender. Auf ihren (Selbst-)Porträts ist eine Person zu sehen, die zwischen den Geschlechtern fluktuiert, ohne dass sie für diese Existenzweise ein eigenes Wort zu finden bräuchte. Sie zeigt Menschen als Organismen, die sich fortwährend im Zustand der Verwandlung befinden. Horns Objekte, Fotografien und Zeichnungen, obschon höchst präzise und hochgradig ästhetisch, besitzen eine befreiende und emanzipatorische Kraft, gerade weil sie oft schwer fassbar sind und sich eindeutigen Definitionen entziehen.“

Beim Gang durch die Ausstellung treffen die Betrachter*innen auf bislang noch nie ausgestellte Zeichnungen der späten 1970er Jahre, außerdem auf eine Auswahl von Farbpigment-Zeichnungen, die zwischen 1983 und 2018 entstanden sind. Zu den vorgestellten fotografischen Werken gehören die bahnbrechende Arbeit Still Water (The River Thames, for Example) (1999), die in fünfzehn Fotografien ein Porträt der Themse in Südengland entwirft, a.k.a. (2008/2009), eine Serie, die die Künstlerin in verschiedenen Momenten ihres Lebens zeigt, sowie Portrait of an Image (with Isabelle Huppert) (2005/2006) mit Aufnahmen, in denen die französische Schauspielerin in verschiedenen ihrer Filmrollen auftritt.

Zu den Skulpturen in der Ausstellung gehören Werke aus der Serie When Dickinson Shut Her Eyes (1993–2008), in der Horn Gedichte von Emily Dickinson aufgreift, Gold Field (1980/1994), das zu 99,99 Prozent aus Blattgold besteht, und Untitled („The tiniest piece of mirror is always the whole mirror“) (2022), ein zehnteiliges Werk aus Gussglas, das die Umgebung reflektiert.

Zur Ausstellung er­scheint der Ka­t­a­log Roni Horn. Give Me Paradox or Give Me Death, hrsg. von Yilmaz Dziewior; mit Textbeiträgen von Yilmaz Dziewior, Zoë Lescaze, Andrew Maerkle, Isabel de Naverán und Kerstin Stakemeier; deutsch/englisch. Hardcover, 312 Seiten, 21,5 × 27,5 cm, ca. 180 Farbabb., Steidl Verlag, ISBN 978-3-96999-379-8, 38 Euro.

Roni Horn wurde 1955 in New York geboren. Sie schloss 1975 ihr Studium an der Rhode Island School of Design in Providence ab und erwarb 1978 einen Master-Abschluss in Bildhauerei an der Yale University. Ihr Schaffen konzentriert sich auf konzeptuell ausgerichtete Fotografie, Skulptur, Zeichnungen und Künstlerbücher. Seit 1975 unternimmt Horn Reisen in die abgelegeneren Landschaften Islands. Die Erfahrungen von Einsamkeit haben ihr Leben und Werk nachhaltig geprägt. Literatur und Horns umfangreiche Lektüre prägen ihr gesamtes Schaffen ebenso maßgeblich.

Zu ihren jüngsten Einzelausstellungen gehören: Tate Modern, London; Whitney Museum of American Art, New York; Centre Pompidou, Paris; Kunsthaus Bregenz; Kunsthalle Hamburg; Kunsthalle Basel; Fundació Joan Miro, Barcelona; De Pont Foundation, Tilburg; Fondation Beyeler, Riehen; Glenstone Museum, Potomac, MD; Pinakothek der Moderne, München; Menil Drawing Institute, Houston, TX; Pola Museum of Art, Hakone, Japan; Bourse de Commerce – Pinault Collection, Paris; Winsing Arts Foundation, Taipeh; Centro Botín, Santander; He Art Museum, Guangdong, China. In diesem Jahr hat Horn neben der Ausstellung im Museum Ludwig eine große Einzelausstellung im Louisiana Museum of Modere Art in Humlebæk, Dänemark.

 

Kurator: Yilmaz Dziewior

Kuratorische Assistenz: Kerstin Renerig, Leonore Spemann

Die Ausstellung wird gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen. Des Weiteren wird sie großzügig unterstützt von der Peter und Irene Ludwig Stiftung. Die REWE Group und Russmedia fördern sie als Superior Partner. Ebenso großzügig unterstützt wird die Ausstellung von der Gesellschaft für Moderne Kunst am Museum Ludwig e.V., Hauser & Wirth, der Glenstone Foundation, der Kukje Art and Culture Foundation, der Galleria Raffaella Cortese mit Marco Rossi & Enea Righi und Xavier Hufkens. Die Ausstellung ist offizieller Programmpartner des NRW-USA-Jahres der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen. Wir danken dem Innovationspartner des Museum Ludwig RIMOWA. Medienpartner der Ausstellung ist Arte.

Soziale Medien:

Zur Ausstellung kommuniziert das Museum Ludwig auf seinen Social-Media-Kanälen mit dem Hashtag #MLxRoniHorn.

Bildcredit Roni Horn:

Roni Horn
a.k.a. (Details), 2008–2009
Pigmentdruck auf Büttenpapier
30-teilig, je 38,1 x 33 cm
Courtesy the artist. © Roni Horn

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